Die geringe Übertragungsgeschwindigkeit der Tastentelegraphie und der daraus folgende geringe Datendurchsatz von durchschnittlich 80 Buchstaben pro Minute waren für das Kommunikationsbedürfnis der damaligen Zeit völlig ausreichend. Der Umstand, dass ausschließlich mit der Handhabung vertraute Personen untereinander Informationsaustausch pflegen konnten, war der wesentlichste Schwachpunkt. Der Wunsch, sowohl leichte Bedienbarkeit als auch leichte Lesbarkeit zu erreichen, führte zu einer Fülle weiterer Erfindungen, wie dem Drucktelegraphen von Royal E. House, einem bereits in den USA geborenen Bürger aus Vermont, im Jahre 1846. Die Eingabe erfolgte über eine Klaviatur mit 28 Tasten. Jede dieser Tasten gestattete einen Buchstaben oder eine Ziffer bzw. Zeichen zu senden. Beim Empfänger erfolgte der Abdruck mittels eines Typenrades auf einem Papierstreifen. Mit diesem Apparat wurde im Vergleich zur Tastentelegraphie etwa die doppelte Übertragungsgeschwindigkeit erreicht, wofür ihm auch ein Patent erteilt wurde, das sich später als fraglich erwies. Zwecks Vermeidung langwieriger Rechtsstreitigkeiten konstruierte er seine Maschine um, und ersetzte verschiedene magnetische Lösungen durch pneumatische. 1848 erfolgte eine neuerliche Patenterteilung.
Die erste Übertragungsstrecke mit diesem Drucktelegraphen wurde im März 1849 zwischen Washington D.C. und Philadelphia in Betrieb genommen. Noch im Herbst folgte eine weitere Strecke zwischen New York und Boston. 1853 wurde in Kuba mit der Errichtung eines insgesamt 1200 Meilen langen Netzes mit insgesamt 51 Stationen nach diesem System begonnen. Dennoch hatten die Apparate House’s einen entscheidenden Nachteil. Zur Handhabung einer Station waren zwei Personen notwendig. Eine die, man beachte die Handkurbel auf dem Bild, die zur Funktion nötige mechanische Energie zuführte, und einen Telegraphisten. Der Typendrucktelegraph erobert die Welt... Dem Drucktelegraphen zu weltweitem Ansehen hat die Entwicklung von David Edward Hughes (1831 – 1900), einem Amerikaner britischer Abstammung, verholfen. Seine Familie emigrierte in die USA als er sieben Jahre alt war. Er unterrichtete Musik am St. Joseph's College, Bardstown, Kentucky. Eigentlich wollte der damals 24-jährige Musiklehrer eine Maschine entwickeln, mit der er Musik speichern und übertragen konnte. Dabei mussten die solchermaßen miteinander verbunden Geräte aufeinander abgestimmt – synchronisiert – werden. Durch Zufall erfuhren New Yorker Geschäftsleute, die gerade die American Telegraph Company gegründet hatten von diesen Arbeiten und erkannten sofort deren Nutzen. Gemeinsam mit George Phelps, einem zu diesem Zeitpunkt bereits bekannten Erzeuger diverser telegraphischer Geräte wurden letztlich alle Schwierigkeiten gemeistert, und eine, trotz äußerlicher Ähnlichkeit mit House’s Telegraph, völlig neue Form des Typenraddruckers entwickelt. Mit dem Apparat konnten 180 bis 200 Buchstaben oder Zeichen pro Minute übertragen werden. Die Patenterteilung erfolgte 1855. ...von Wien aus! Im Jahre 1867 erwarb die österreichische Regierung von Hughes die Rechte an dessen Patent, und Otto Ritter von Schäffler sorgt für die Einführung in Österreich-Ungarn. In seiner Wiener Firma "Telegraphen- und Telephonbauanstalt O.S." brachte er eine Produktion in Gang, die den ausländischen Erzeugnissen überlegen war. Beim Internationalen Telegraphenkongress 1868 in Wien wurde der Hughes-Drucktelegraph weltweit eingeführt. Zur Jahrhundertwende waren in Europa mehr als 2.300 derartige Telegraphen in Betrieb. Apparate diesen Typs wurden bis etwa 1930 bei vielen Post- und Telegraphenverwaltungen verwendet und erst durch den Springschreiber verdrängt. David E. Hughes verdanken wir darüber hinaus auch noch das Kohlemikrophon (1878).
Mit den immer schnelleren Telegraphen kam aus den Kreisen des Handels und der Wirtschaft der deutliche Wunsch nach einem unmittelbaren Telegraphieverkehr zwischen Aufgeber und Empfänger, analog dem mittlerweile entwickelten Sprechtelegraphen. Daraus ergab sich zwingend, dass – vom apparattechnischen Standpunkt aus betrachtet- nur ein Gerät diesen Anforderungen genügen würde, das in Bedienung und Wartung der damals wichtigsten Büromaschine, der Schreibmaschine, möglichst nahe kam. Geburtsstunde der asynchron-seriellen Datenübertragung Dieser Wunsch führte in den 20- Jahren des 20. Jahrhunderts zur Entwicklung des „Springschreibers nach dem Start-Stop-Prinzip“. Maßgebend für die Entwicklung dieser Geräte waren in Europa die britische Firma Creed & Company, sowie die deutschen Firmen Siemens und Lorenz.
Damit hatte die Telegraphie den zwischenzeitlichen Vorsprung des Fernsprechers nicht nur aufgeholt, sondern sogar noch überflügelt, da auch bei Abwesenheit eines verlangten Teilnehmers Fernschreiben übermittelt werden konnten. Auch die zwischenstaatliche Teilnehmertelegraphie begann sich rasant zu entwickeln, nicht zuletzt deshalb, weil im wesentlichen von Beginn an nach einheitlichen Grundsätzen gearbeitet wurde. Die letzten Bausteine dazu sind durch die Beschlüsse des Comité Consultatif International Télégraphique et Téléphonique (CCITT) auf der Tagung in Prag 1934 gelegt worden, wonach als Übertragungsstandard das Telegraphenalphabet Nr. 2 festgesetzt wurde. Es erlaubt die Übertragung aller lateinischen Buchstaben und Ziffern, sowie eine begrenzte Auswahl an Zeichen. Unabhängig von dieser Norm gibt es analog zum ersten Telegraphenalphabet auch spezielle Maschinen zur ausschließlichen Verwendung in einer durch andere Schriftzeichen geprägten Sprachgruppe, sowie Maschinen die zusätzlich zu den lateinischen die nationalen Schriftzeichen verarbeiten. Mit diesen Geräten beträgt der Datendurchsatz bei einer Telegraphiegeschwindigkeit von 50 Baud in Europa 400 Zeichen pro Minute, in den USA bei 45,45 Baud 368 Zeichen pro Minute. Parallel zu den Endgeräten wurde die Teilnehmerwähltelegraphie entwickelt. Dabei stellt jeder einzelne Teilnehmer die Verbindung mittels Wählscheibe her.
In Österreich begann die Teilnehmerwähltelegraphie im Jahre 1936 mit der Errichtung eines TW-Amtes in Wien, das an Nürnberg angeschlossen war. In der Folge wurden auch die Ämter Linz und Graz an Nürnberg angeschlossen. 1945 wurden die Ämter Linz und Graz mit dem Hauptamt Wien verbunden, und in der Folgezeit die Ämter Innsbruck Ende 1947, Salzburg, Klagenfurt und Bregenz im Jahre 1948 in Betrieb genommen. Es werden überwiegend Fernschreibmaschinen der Fabrikate Siemens, Lorenz und Olivetti verwendet. Bis in die späten 80- Jahre ist der Fernschreibdienst insbesondere wegen seiner hohen Zuverlässigkeit für die schriftliche Kommunikation der Wirtschaft unverzichtbar. Seit der Einführung des Telefaxgerätes ist die Zahl der Fernschreibanschlüsse weltweit stark rückläufig. Das Ende naht... In der zweiten Jahreshälfte 2001 wurden
die noch verbliebenen Teilnehmer schriftlich gekündigt
und der Dienst seitens der Datakom Austria GesmbH - verlautbart per Rundschreiben
8/01 und ITU-Operational Bulletin No 749 - mit 31. Dez. 2001 eingestellt.
Eine Gruppe von 9 Teilnehmern, allsamt aus dem Bankenwesen, mit insgesamt 44 Anschlüssen erwirkte jedoch eine eingeschränkte Weiterführung des Telexdienstes. Die Dienstleistung „abo.telex“ wurde erbracht von der Legacy Communications Luze GesmbH und hatte alle Merkmale des bisherigen öffentlichen Telexdienstes. Der Dienst wurde zu den gleichen technischen und juristischen Bedingungen erbracht, zu den ihn die Datakom Austria GmbH erbracht hatte. „abo.telex“ war jedoch kein öffentlicher Dienst, sondern wurde ausschließlich interessierten ehemaligen aktiven Telexteilnehmern im Rahmen einer geschlossenen Benutzergruppe zur Verfügung gestellt. Im Jänner 2004 sank die Anzahl der Teilnehmer auf 4, mit insgesamt 20 Anschlüssen, mit Jahresbeginn 2005 auf 3 Teilnehmer mit 16 Anschlüssen. Zum Jahresbeginn 2006 gab es nur noch einen Teilnehmer mit insgesamt 10 Anschlüssen. Mit Ablauf des 31. März 2006 wurde auch „abo.telex“ eingestellt. Einer der bedeutendsten Kommunikationsdienste des 20. Jahrhunderts ist hierzulande endgültig Geschichte. |
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